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Zwischen Trockenheit und Technik

Ein Blick in die Praxis der Feldberegnung

 

Feldberegnung ist ein viel diskutiertes Thema. Aus Sicht der Landwirtinnen und Landwirte ist sie unverzichtbar, um auf den sandigen Heideböden unserer Region überhaupt Ackerbau betreiben zu können. 

 

Die Beregnung beginnt meist im Wintergetreide und der Braugerste. Später folgen dann Kartoffeln und Zuckerrüben und Mais. In sehr trockenen Jahren bekommen auch andere Kulturen eine kleine Beregnungsgabe zum Auflaufen. In den 60er Jahren begann ein Großteil der Betriebe mit der Feldberegnung. Am meisten verbreitet ist bis heute die Trommelberegnung mit der Beregnungskanone, die auf vielen Feldern der Region sichtbar ist. 

 

Doch wie wird eigentlich genehmigt und wie treffen Landwirte die Entscheidung, „jetzt muss bewässert werden“? Welche Systeme gibt es und was ist Stand der Technik? Wir haben uns auf Betrieben in der Region umgehört.

 

 

Hier gibt es weitere spannende Videos zum Thema Beregnung:

 

[ ▶︎ ] Wie kommt das Wasser dahin, wo es hin soll?

Landwirtin Johanna Kaiser aus Dalldorf erklärt, wie Beregnungsmaschinen so eingestellt werden, dass das Wasser nur dort verregnet wird, wo es gebraucht wird.

 

[ ▶︎ ] Wie fing alles an mit der Beregnung?

Landwirtin Johanna Kaiser aus Dalldorf im Landkreis Uelzen berichtet von den Anfängen der Feldberegnung auf ihrem Betrieb.

 

[ ▶︎ ] Was wird wann und warum beregnet?

Landwirtin Johanna Kaiser aus Dalldorf erklärt, welche Kultur auf dem Acker zu welcher Zeit beregnet wird.

 

[ ▶︎ ] Wie funktioniert eine Trommelberegnung?

Landwirtin Johanna Kaiser aus Dalldorf erläutert den Aufbau und die Funktionsweise einer Trommelberegnungsmaschine.

 


 

Jens Uffmann

KÖNNEN LANDWIRTE EINFACH SO BEREGNEN?

Jens Uffmann, Vorsitzender Dachverband Feldberegnung Lüneburg

 

Beregnen können wir nicht unbegrenzt, da wir nur über eine bestimmte Beregnungsmenge verfügen. Dafür haben wir eine „Entnahmeerlaubnis“. Bisher hat man entsprechend der Fläche, für die man beantragt hat, eine solche Erlaubnis bekommen. Künftig sind dafür so genannte „hydrogeologische Gutachten“ erforderlich. Um das zu erstellen, sind seit 2014 im Kreis Lüneburg 400 Landwirte im Dachverband Feldberegnung organisiert, etwa 29.800 Hektar Beregnungsfläche sind so gebündelt. Wir möchten für diese Fläche ein Wasserkontingent von 23 Mio. Kubikmeter erreichen, das sind auf einen Hektar umgerechnet 75 mm (75 Liter/Quadratmeter) im Jahr. So ein Verfahren ist enorm teuer und kompliziert. Verschiedenste Ingenieurbüros erstellen Gutachten, Berechnungen, Strömungsmodelle, Simulationen und führen Vor-OrtKontrollen durch. Darüber hinaus muss eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden: Wie wirken sich Wasserentnahmen auf die Umwelt, d.h. Flora und Fauna, aus? 

 

In elf Jahren ist es nicht gelungen, alle Untersuchungen abzuschließen, es gab immer neue Anforderungen. Wir möchten bis Ende 2025 alle Unterlagen bei der Unteren Wasserbehörde des Landkreises einreichen, um eine Erlaubnis für zwanzig Jahre zu erhalten. Die Unterlagen werden zuvor ausgelegt und die Träger öffentlicher Belange können Stellung nehmen. Wir hoffen, dass wir nach Beteiligung und Begutachtung aller relevanten Akteure bis 2027 das Verfahren abschließen können und alle gleichberechtigt ihre Erlaubnis bekommen. Anschließend müssen die Betriebe mit ihrem Wasser haushalten - in keinem Jahr dürfen mehr als 125 Prozent der genehmigten 75 mm verregnet werden. Begleitend muss ein Monitoring erfolgen. Viele Produkte, die woanders herkommen, werden mit erheblich mehr Wasser produziert.


 

BEREGNEN ODER NICHT BEREGNEN – WOVON HÄNGT DAS AB?

Steffen König, DahLand GbR, Landkreis Lüneburg

 

Muss ich schon beregnen oder kommt Regen? Letzteres gleicht oft einem Blick in die Glaskugel. Wir beregnen unsere Feldfrüchte nach Bedarf und entsprechend der zu erwartenden Witterung. In diesem Jahr haben wir sehr früh beregnet, da wir eine lange stabile Trockenphase hatten. Es gab weder genug Wasser für die Winter- noch für die Sommerfrüchte. Der Fachverband Feldberegnung gibt auf Basis von Bodenmessungen und der Ermittlung der so genannten nutzbaren Feldkapazität, Empfehlungen zur Beregnungswürdigkeit. 

 

Grundsätzlich ist die Motivation zu beregnen da, weil man teure Betriebsmittel wie Saatgut, Dünger, Pflanzenschutz und Manpower einsetzt. Das möchte man wieder erwirtschaften. Dazu braucht es einen bestimmten Ertrag, den wir versuchen über Beregnung abzusichern. 

 

Auch auf die Kultur kommt es dabei an. Es ist z.B. betriebswirtschaftlich sinnvoller, eine Verarbeitungskartoffel zu beregnen als Futterroggen. Die Bodengüte spielt ebenfalls eine große Rolle. Wenn das Wasser „nur so durchläuft“, ist es im Getreideanbau manchmal sinnvoller, diese Kultur nach zwei Beregnungsgaben „aufzugeben“ und nicht mehr zu bewässern, um Wasser für andere Feldfrüchte zu haben.


 

Steffen König
Johanna Kaiser

TROMMELBEREGNUNG

Johanna Kaiser, Landwirtin in Dalldorf, Landkreis Uelzen

 

Wir arbeiten mit der Trommel- bzw. Kanonenberegnung. Der Vorteil dieses Systems ist, dass man flexibel ist und jede Maschine auf jedem Feld zum Einsatz kommen kann, das über einen entsprechenden Anschluss verfügt. An einer Ringleitung sind entlang der Feldränder Hydranten im Boden installiert, an die man eine Trommelberegnung anschließen kann. Eine kurze Zuleitung transportiert das Wasser vom Hydranten zur Maschine. Teil der Leitung ist ein Druckmesser, an dem erkennbar ist, ob die Maschine den erforderlichen Druck erreicht hat. An der Seite der Beregnungsmaschine misst eine eingebaute Wasseruhr den Wasserverbrauch. Ein Steuerungscomputer erlaubt es, z.B. Startzeitpunkt, die gewünschte Wassermenge oder die Geschwindigkeit des Regnereinzugs einzustellen. 

 

Vom Feldrand wird der Beregnungsschlauch bei unserer Maschine bis zu maximal 450 Meter ausgezogen, an dessen Ende sich der Regnerwagen mitsamt der Beregnungskanone befindet. Diese Kanone kann sich 360 Grad im Kreis bewegen und wirft das Wasser bis zu 40 Meter weit. Ein Beregnungsvorgang kann bis zu 16 Stunden dauern. 

 

Moderne IT hilft uns, die Fläche genau festzulegen, die beregnet werden soll. Mittels zwei „Metallarmen“ wird der Radius der Kanone so weit beschränkt, dass eine bestimmte Grenze nicht überschritten wird. Geregelt wird das Ganze mit einer App, in der jede Beregnungsmaschine und alle Beregnungsflächen hinterlegt sind. Mit unseren 120 ha Fläche sind wir Teil eines Beregnungsverbandes. Grundsätzlich beginnen wir an windigen Tagen erst in Abendstunden mit der Beregnung, ebenso bei Sonne und hohen Temperaturen, um Verluste zu reduzieren.


 


 

 

„Landwirtschaft in der Region ist, wenn man intensiven Ackerbau betreiben möchte, ohne Bewässerung nicht machbar. Wir sind auf intensive Bewässerungsmöglichkeiten und die Verfügbarkeit von Grundwasser angewiesen. Das ist kein Selbstverständnis und kein Selbstläufer.“ 

Jens Uffmann

 


 

Bewässerung
Dietmar Goebel

KREISBEREGNUNG

Dietmar Goebel, Gut Hagen Agrar KG, Landkreis Lüchow-Dannenberg

 

Der Wasserbedarf ist seit den 60ern gestiegen. Weil wir effizienter mit dem Wasser umgehen, eine bessere Verteilung erzielen und auch weniger Energie verbrauchen möchten, setzen wir seit 2020 auf einem 30 Hektar großen Schlag eine Kreisberegnung ein. In Europa ist dieses System noch nicht so verbreitet, denn es benötigt große Flächen. Es dürfen keine Hindernisse vorhanden sein und der Flächenzuschnitt muss passen, da im Kreis beregnet wird. 

 

Dieses System hat einen festen Punkt, um den sich ein 300 Meter langes Gestänge auf Rädern mit einer Geschwindigkeit zwischen 0 und 30 m pro Stunde kreisförmig bewegt. Gut 100 kleine Düsen hängen von der Metallkonstruktion herunter und bewässern die Pflanzen. Am Kreismittelpunkt wird der kleinste Kreis beregnet, deshalb kommt dort nur wenig Wasser aus den Sprinklern. Am Endregner wird am meisten Wasser benötigt, er kann sogar unförmige Ecken ausregnen. 

 

Weil wir das Wasser nicht 40 Meter in die Luft werfen, ist weniger Druck erforderlich und wir benötigen die Hälfte an Energie. Außerdem werden schöne Tropfen gebildet. Sie laufen am Stängel der Pflanzen hinunter und kommen besser im Boden an. Man hat dadurch eine geringere Abdrift bei Wind und weniger Verdunstung bei Sonne. Wir brauchen gut einen Tag, um diese Fläche zu beregnen. Herkömmliche Beregnungen würden für mich hier mindestens zehn Mal umstellen bedeuten, viel mehr als ein Tag. Ein Nachteil der Kreisberegnung ist, dass man nicht mobil ist, hohe Investitionskosten hat und eine große Fläche zusammen bekommen muss, wenn man diese Technik benutzen möchte.


 

SELBSTFAHRENDE TROMMELBEREGNUNG

Steffen König und Jante Busch, DahLand GbR, Landkreis Lüneburg

 

Bei der DahLand GbR sind ca. 80% der Fläche unter Beregnung. Dafür nutzen wir u.a. Trommelberegnungen, die komplett und selbständig, auch in Kurven, durch den Acker fahren. Der Regner ist auf der Maschine verbaut, sie wickelt den Schlauch während der Fahrt wieder auf. Die Maschinen müssen seltener umgestellt werden, dadurch braucht man weniger Personal, um einzelne Schläge durchzuregnen. 

 

Bei der DahLand GbR werden in einer Gabe in der Regel 25 mm (25 l/m²) beregnet. Die Maschine ist von fern komplett per Handy-App steuerbar, z.B. das An- und Ausschalten oder die Beregnungsmenge. Durch GPS weiß die Maschine genau, wo sie sich befindet, so dass der Regner automatisch so eingestellt wird, dass er nicht auf benachbarte Straßen, Flächen o.ä. regnet. Das nennt man automatische Sektorsteuerung. 

 

In Zukunft würde ich mir wünschen, dass man auch auf großen Flächen einfacher an oder in der Erde beregnen kann. Dann kommt das Wasser direkt an der Wurzel an und muss nicht erst durch die Luft fliegen. Im Sonderkulturanbau ist das schon möglich.


 

Steffen König und Jante Busch,

Fotos: Bauernverband Nordostniedersachsen e.V.

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