Kreisversammlung Lüneburg: Doppelspitze wieder gewählt
“Wir können ein neues Bild malen“, sagte Boris Erb, Co-Vorsitzender des BVNON bei seiner Eröffnung der Kreisversammlung Lüneburg des BVNON in Dahlenburg. Rund 100 Landwirte und Gäste waren im Bürger- und Kulturhaus zusammengekommen, um zu erfahren, wie es um die Landwirtschaft im Landkreis Lüneburg momentan steht.
„Wenn wir aufhören, Kompromisse zu finden, haben wir schon verloren“, sagte Erb und fügte hinzu „und natürlich werden wir immer besser.“ Erb verwies auf die zahlreichen Herausforderungen, die der Berufsstand zu bewältigen habe - Beregnung, Pflanzenschutz, Düngung - überall gebe es positive Entwicklungen seitens der Landwirtschaft. Erb kritisierte, dass allzu oft Maximalforderungen an die Landwirtschaft gerichtet würden, die keinen vernünftigen Kompromiss ermöglichten. Die Politik müsse einen Rahmen geben, jedoch: „Ich brauche nicht die 5. Düngeverordnung in Folge, ohne mal abzuwarten welche Effekte denn die erste gehabt hat“, das sei niemandem zu vermitteln, betonte er.
Grußworte – Bekenntnis zur Landwirtschaft
Der CDU-Landtagsabgeordnete Uwe Dorendorf richtete ein Grußwort an die Anwesenden. Jagd und Landwirtschaft seien unverzichtbare Pfeiler des ländlichen Raumes. Er forderte eine stärkere Unterstützung der Landwirtschaft durch die Politik und kritisierte, dass wertvolle landwirtschaftliche Flächen zunehmend an außerlandwirtschaftliche Interessenten gehen: „Wir erwarten ein klares Bekenntnis der Landesregierung zur Landwirtschaft!“
Lüneburgs Landrat Jens Böther überbrachte in seinem Grußwort die Grüße von Kreistag und Kreisverwaltung. Er betonte die Bedeutung der Landwirtschaft für den Landkreis Lüneburg: „Wir brauchen eine starke Landwirtschaft!“ Organisationen wie der Bauernverband seien essenziell, um die Interessen zu vertreten und Dinge einzufordern. Der Netzwerkabend des BVNON auf der Grünen Woche habe einen viel größeren Mehrwert als der Niedersachsenabend, lobte Böther. Er verwies zudem auf die gute Zusammenarbeit mit den Kreisverwaltungen, durch die es gelungen sei, das Verbot der beliebten Lichterfahrten durch das Wirtschaftsministerium noch abzuwenden. Auch auf das Thema Windkraft ging der Landrat ein. Der zweite Entwurf des Regionalen Raumordnungsprogramms solle im Mai beschlossen werden, mit einer neuen Öffnungsklausel. Mehr als 5.000 Hektar seien für Windkraft im Landkreis vorgesehen.
Wasser und Wind: Herausforderungen und Chancen
„Das kann eine Chance sein, aber wir müssen darauf achten, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt“, mahnte Carsten Hövermann mit Blick auf das Thema Wind, als er anschließend das Wort ergriff.
Der Co-Vorsitzende machte in seinem Vortrag zudem deutlich, dass Landwirte langfristige Planungssicherheit brauchen: „Wir sind in Phase zwei des Antragsverfahrens auf wasserrechtliche Erlaubnisse.“ Er forderte vor diesem Hintergrund den Berufsstand auf, zusammenzustehen, damit Betriebe nicht plötzlich ohne Wasser dastehen. Alle Landwirte sollten sich finanziell an einem Fonds beteiligen, zur Abfederung von drohenden Stilllegungen einzelner Brunnen: „Überlegt euch, ob wir vielleicht doch alle 200 Euro in die Hand nehmen, damit wir alle die gleichen Grundlagen haben.“
Infrastruktur und Pflanzenschutz
Aaron Jaschok, stellvertretender BVNON-Geschäftsführer, lenkte den Blick auf die Energieversorgung: „In Norddeutschland sind wir energieautark. Aber wohin fließt unser Strom?“, fragte er. Die 380-kV-Leitungen machen wenig Sorgen, problematisch sei eher die Erdverkabelung. Insbesondere das Unternehmen 50Hertz, das die Trassen plant, sei im Westen noch unerfahren und habe keine etablierten Rahmenvereinbarungen. Das führe zu enormen Mehrkosten, etwa um Faktor vier bis zehn, im Vergleich zu Freileitungen!
Ein weiteres Thema, das Jaschok aufgriff, war die Schilf-Glasgeflügelzikade. Sie steht auf der Roten Liste, verursache zugleich jedoch massive Schäden in der Landwirtschaft. Sie führt z.B. zu einem niedrigen Zuckergehalt in Zuckerrüben oder auch Verformungen, so dass betroffenes Gemüse und Kartoffeln nicht mehr vermarktbar ist. Notfallzulassungen für Pflanzenschutzmittel seien beantragt, so Jaschok.
Bayerischer Blick auf die Landwirtschaft
Ein besonderer Gast der Veranstaltung war Matthias Borst, stellvertretender Generalsekretär des Bayerischen Bauernverbands. Er gab Einblicke in die Struktur der bayerischen Landwirtschaft und die dortige Agrarpolitik. Es gebe etwa 100.000 landwirtschaftliche Betriebe mit einem Durchschnitt von etwa 34 Hektar, es gebe jedoch auch ca. 22.000 Betriebe die nur etwa 1 Hektar bewirtschaften, erklärte er. Bei Letzteren handele es sich sehr häufig um Betriebe in den Bergen, bei denen der Erhalt der Kulturlandschaft im Vordergrund stehe. Denn diese spiele eine wichtige Rolle für den Tourismus. Sechzig Prozent der bayerischen Landwirtschaft werde im Nebenerwerb betrieben: „Wir haben keine Landwirtschaftskammern, dafür aber eine starke Landwirtschaftsberatung.“ Es gebe 5800 Ortsverbände und die Landfrauen seien im Verband mit organisiert.
Borst hob die Kontinuität in der bayrischen Politik hervor. Dass man keine großen Regierungswechsel habe, sei ein großer Vorteil. Im Jahr 2023 habe man mit der Landesregierung den „Zukunftsvertrag Landwirtschaft“ unterschreiben können. Bei gemeinsamen Themen wie Beregnung, sollte man überregional zusammenarbeiten, lud er die norddeutschen Landwirte ein.
Wiederwahl des BVNON-Vorstands mit Appell
Ein wichtiger Tagesordnungspunkt war die Wahl des Vorstands. Boris Erb und Carsten Hövermann wurden einstimmig in ihren Ämtern bestätigt. In seiner Dankesrede richtete Erb kritische Worte an die Anwesenden und forderte Aktivität, Mitsprache und Engagement seitens der Mitglieder. Jeder sei gefordert „mehr zu machen, nicht nur an den eigenen Betrieb zu denken, sondern auch an das, was für die Gemeinschaft nötig ist“, forderte er. Das könne man mit Sicherheit von der bayrischen Landwirtschaft lernen: „Netzwerk und der Austausch muss wieder mehr werden!“
Bild zur Meldung: Matthias Borst