„Nicht weg, nur einen Job weniger“
BVNON-Kreisverband Lüchow-Dannenberg verabschiedet Vorsitzenden Tebel nach 22 Jahren im Landvolk
Es war an diesem Abend alles auf „ihn“ zugeschnitten. Die diesjährige Kreisversammlung Lüchow-Dannenberg des BVNON war keine wie jede andere. Denn sie stand ganz im Zeichen der Verabschiedung ihres langjähriger Kreisvorsitzenden Adolf Tebel. Nach 22 Jahren engagierter Arbeit verlässt der Kreisvorsitzende, und stellvertretende Vorsitzende des Bauernverbands Nordostniedersachen e.V., den Verband.
Grußworte im Zeichen der Bundestagswahl
Die klassische Versammlungstagesordnung war dieses Mal stark gekürzt, zwei kurze Grußworte waren dennoch möglich. Uwe Dorendorf (MdL, CDU) positionierte sich klar für die Landwirtschaft. Er kritisierte, dass benötigte Agrarflächen zunehmend an Zugehörige anderer Branchen vergeben werden, und forderte eine stärkere Unterstützung der Landwirtschaft. Zudem sprach er sich gegen die Novelle des niedersächsischen Jagdgesetzes aus, die aus seiner Sicht eine massive Beschränkung darstellt. Landwirtschaft und Jagd seien das Rückgrat des ländlichen Raumes betonte Dorendorf und rief dazu auf, gemeinsam für die Interessen der Branche einzutreten.
Henning Harms, Kandidat für die Bundestagswahl der Freien Wähler und vormals Vorgänger von Adolf Tebel beim BVNON, nutzte die Versammlung, um zu untermauern, dass er sich im Bundestag für die Belange der Landwirtschaft im Agrarausschuss einsetzen wolle. „Wir müssen Menschen motivieren und mitnehmen“, so Harms. Für die Klage gegen die Nitratmessstellen im Zusammenhang mit der Düngeverordnung richtete er seinen Dank an BVNON und das Landvolk Niedersachsen.
Fachliche bzw. politische Themen, wie z.B. die Düngeverordnung, die Beregnung oder auch die bevorstehende Bundestagswahl, behandelte Geschäftsführer Johannes Heuer kurz und knapp. „Feststeht“, dass „wir wissen, dass wir Recht bekommen haben“, so Heuer. Die aktuelle Düngeverordnung gelte jedoch vorerst weiter, solange das Urteil des OVG Lüneburg noch nicht rechtskräftig sei. Der Geschäftsführer zeigte sich zuversichtlich, dass die Landwirte in der Klage auch bei einer Revision des Landes Niedersachsen Recht behalten werden. „Beregnung ist heikel in Lüchow-Dannenberg“, fuhr Heuer weiterhin aus, die Genehmigungspraxis müsse sich ändern, man könne nicht jahrzehntelang nur mit einer Duldung arbeiten. Bei der Maul- und Klauenseuche sei etwas Ruhe eingekehrt, stellte Heuer zudem fest und nach einem Hinweis auf die Videos des BVNON zur Bundestagswahl (Link hier) mitsamt der Aufforderung zu wählen, ging es dann wieder um das Hauptthema des Abends, das Ausscheiden des langjährigen Vorsitzenden Adolf Tebel.
Rückblick auf bewegt Zeiten
Der Bericht des Vorsitzenden fiel dann auch anders aus als in anderen Jahren. Es war ein persönlicher Rückblick von Adolf Tebel, stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes. Seit 1979 ist er bereits ehrenamtlich engagiert, unter anderem in der Landjugend und im Meisterverein. Er erinnerte an wichtige Meilensteine wie die Gründung des Grünen Zentrums in Lüchow oder die Fusion des Kreisverbands Lüchow mit jenen in Uelzen und Lüneburg zum BVNON im Jahr 2008. Der „Milchstreik“ im gleichen Jahr habe ihn persönlich sehr mitgenommen, ließ er durchblicken. Tebel bedankte sich bei Weggefährten wie Thorsten Riggert, Geschäftsführer Johannes Heuer, bei Mitarbeitern sowie insbesondere bei seiner Familie, die ihn stets unterstützte. „Das Ehrenamt liegt uns im Blut“, sagte er abschließend.
Sein Rückblick sollte nicht der einzige sein. BVNON-Vorsitzender Thorsten Riggert würdigte in einer Rede die jahrzehntelange Arbeit von Adolf Tebel im Landvolk bzw. Bauernverband. 22 Jahre im Vorstand, die Fusion der drei Kreisverbände, die Gründung der BVNON-Windgesellschaften, die Unterstützung beim Milchstreik - all das zeige, wie wichtig seine Arbeit sei, sagte Riggert. Er lobte Tebels unermüdlichen Einsatz trotz bürokratischer Hürden und persönlicher Rückschläge. „Für deine Loyalität und Unterstützung vielen Dank, für den ganz besonderen Menschen Adolf Tebel“, sagte Riggert bewegt. Die Dankesrede endete mit dem Anstecken der Ehrennadel des niedersächsischen Landvolks in Silber, für den Geehrten.
„Een Buer vertellt“
Mit der launigen Erzählung zahlreicher Hofgeschichten auf Plattdeutsch, wurde der unterhaltsame Teil des Abends eingeläutet. Adolf Tebel hatte sich für seine letzte Versammlung Matthias Stührwoldt als Gastredners gewünscht. Der Bauer und Autor aus Stolpe im Kreis Plön, Schleswig-Holstein, brachte mit seinen plattdeutschen Dorfgeschichten den ganzen Saal zum Lachen. Man solle nicht nur auf die schwierigen Seiten blicken, sondern auch auf die schönen Geschichten auf den Höfen, so die Kernbotschaft. Mit seinen munteren Anekdoten endete eine Kreisversammlung die sehr deutlich machte, wie wertvoll ehrenamtliches Engagement für die Belange der Landwirtschaft ist. Die Hauptperson des Abends fasste dies treffend zusammen, „Ich bin nicht weg, sondern habe nur einen Job weniger“, so Tebel.
Erfreulicherweise konnte für die ehrenamtliche Arbeit auch wieder ein junger Landwirt gefunden werden. Mit Eike Martens wurde ein neues Vorstandsmitglied einstimmig gewählt. Der junge Landwirt aus Gedelitz bewirtschaftet einen Betrieb mit 320 Milchkühen und hat einen zweijährigen Sohn. Robert Rippke und Christian Schulz wurden einstimmig in den Vorstand wiedergewählt.
Die Kreisversammlung Lüchow-Dannenberg fand am Donnerstagabend im Gasthaus Sültemeier in Dünsche/Trebel statt. Insgesamt knapp 120 Mitglieder und Gäste aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft nahmen teil, darunter der stellvertretende Landrat Christian Kaminke, Kreisveterinärin Dr. Mennerich-Bunge, sowie Vertreter aus Stadt und Landkreis Lüchow, befreundeten Institutionen und regionalem Handel.
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