Großes Interesse bei der Kreisversammlung Lüneburg

24. 03. 2023

Am 14. März 2023 wurde die Kreisversammlung Lüneburg des Bauernverbandes Nordostniedersachsen e.V. (BVNON) durchgeführt. Nachdem reichlich zusätzliche Tische und Stühle im Gasthaus Kruse in Oerzen herangeschafft worden waren, hatte jeder der gut 120 Mitglieder und geladenen Gäste einen Platz gefunden. Lüneburgs Vorstandsmitglied Carsten Hövermann eröffnete und begrüßte die anwesenden Landwirte ebenso, wie die geladenen Gäste aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft. Unter ihnen die erste Kreisrätin Lüneburgs, Sigrid Vossers, die Landtagsabgeordneten Anna Bauseneick (CDU), und Uwe Dorendorf (CDU), Alfred Dannenberg (AfD). Außerdem hieß er die zahlreichen Samtgemeinde- und Gemeindebürgermeister willkommen. Hövermann stellte in seiner Begrüßungsrede fest: „die Zahlen sind gut, die Stimmung ist schlecht“. Es gebe zwar höhere Erlöse für landwirtschaftliche Produkte, weniger Betriebsaufgaben und viele Auszubildende in den Grünen Berufen. Dem gegenüber stehe aber eine Vielzahl an Themen, die auf die Stimmung der Landwirte drücken: dazu zählen etwa die Pflanzenschutzmittelreduktionsverordnung, die Sorge um die Verfügbarkeit von Wasser oder auch die Marktverwerfungen aufgrund des Ukrainekrieges. Ein Negativrekord sei zum Beispiel in der Schweinehaltung zu verzeichnen, da es im Landkreis Lüneburg nur noch sechs schweinehaltende Betriebe gebe.

 

Anerkennende Grußworte

Lüneburgs erste Kreisrätin Sigrid Vossers richtete ein Grußwort an die Landwirte und den Bauernverband. Zunächst richtete sie herzliche Grüße von Landrat Jens Böther aus und lobte die „gute Tradition“ - den kurzen Draht zwischen Kreisverwaltung und BVNON. Die Gespräche über die Themen wären nicht immer konfliktfrei, aber man spüre den Willen zur Lösung auf beiden Seiten und zumeist gelänge es, eine Lösung zu finden. „Ich sehe die immensen Herausforderungen, vor denen die Landwirtschaft steht“, sagte sie und betonte, „Sie sind auch Unternehmer und fordern zurecht Planungssicherheit. Wir wollen die Interessen der Bevölkerung in Lüneburg in Einklang bringen. Und Sie gehören als wichtige Interessensgruppe dazu, denn „Ohne Buern ward dat nix.“ Ein Beispiel für dieses Bestreben liege demnach im Bereich des Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP). Sie forderte die Anwesenden auf, auf die Homepage des Landkreises zu schauen und sich einzubringen. Ende März seien dazu Veranstaltungen geplant. Die Windkraft sei wichtig im Bereich der erneuerbaren Energien und der Landkreis wolle sich seiner Verantwortung stellen. Aber 4,72 % der Fläche für Wind seien eine große Herausforderung.

Trotz der gestiegenen Lebensmittelpreise, forderte Vossers mehr Wertschätzung für die Leistungen der Landwirtschaft in Deutschland. Qualität habe ihren Preis. Und die Landwirte seien diejenigen, die sämtliche Vorschriften und Auflagen im Bereich Naturschutz und Tierwohl einhalten und umsetzen. Das sichere uns allen eine gute Zukunft, sodass wir  auch weiterhin hier alle gut leben können. Wir müssen an einem Strang ziehen. Sie danke dem Bauernverband für die gute Zusammenarbeit: „Sie verdienen unseren Respekt.“

Anschließend sprach der Samtgemeindebürgermeister der Samtgemeinde Ilmenau, Peter Rowohlt, ein Grußwort. Er thematisierte vor allem den Ausbau von Windkraft. Er lobte die Tochterunternehmen des Bauernverbandes im Bereich Wind als einen sehr geschätzten Partner und sprach von einem langjährigen Kennen und Vertrauen. Eine Gefahr sehe er in mancher Verordnung, zum Beispiel das neue Energiebeteiligungsgesetz, wonach in einem Umkreis von 5 km eine Pflicht bestehe, den darin lebenden Bürgen eine Beteiligung anzubieten. Das würde in der Praxis durchaus einmal 25.000 Leute betreffen, für die man verpflichtend eine Informationsveranstaltung anbieten müsse: “Das ist kaum zu realisieren.“ Mit seiner Kritik an der Detailtiefe äußerte der Samtgemeindebürgermeister die Sorge, dass regionale Partner wie der BVNON für die Projektierung verloren gingen, weil nur noch Großkonzerne diesen Aufwand leisten können. Das Lüneburger Vorstandsmitglied Carsten Hövermann zeigte sich beeindruckt, wie sehr sich Samtgemeindebürgermeister inzwischen in dem Thema Wind auskennen.

Große regionale Betroffenheit bei vielen Verordnungen

Nach den Grußworten stellte der Geschäftsführer des Bauernverbandes Nordostniedersachsen, Johannes Heuer, die agrarpolitischen Themen vor. Er schilderte, dass etwa 48 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche in unserer Region von einem Verbot der Pflanzenschutzmittel im Rahmen der neuen EU-Verordnung betroffen wären. Er betonte demgegenüber, dass der Pflanzenschutzmitteleinsatz in Deutschland ohnehin kontinuierlich zurückgefahren werde. Seit vier Jahren sei die Menge rückläufig. Zum Thema Rote Gebiete erneuerte er seine Kritik, dass wir innerhalb von drei Jahren mit ständig wechselnden Gebietskulissen zu tun hätten, deren Folgen sehr schwer für die Betriebe zu realisieren seien. Er bedauerte, dass es nun nur noch eine reine Messstellen-Betrachtung gäbe. Heuer berichtete von einem Treffen mit dem niedersächsischen Umweltminister Christian Meyer, am Tag zuvor in Bleckede, zum Thema Auenmanagement. Demnach solle der Auenmanagement-Plan innerhalb von zwei Monaten inkrafttreten. D.h. jedoch nicht, dass auch Maßnahmen umgesetzt werden, da die Zuständigkeit hierfür überraschend auf die Landkreise übertragen wurde. Dies habe für Kritik gesorgt.

Vorstandsmitglied Boris Erb thematisierte den Bereich Wasser. Er erinnerte daran, dass bereits 2014 ein hydrogeolgisches Gutachten in Auftrag gegeben worden sei. An die Kritiker der Feldberegnung gewandt, stellte er fest, dass man bei der Ablehnung auch die Alternativen bedenken müsse. "Gemüse aus Spanien? Da haben wir die Bedingungen unter denen produziert wird, nicht unter Kontrolle." Deshalb erneuerte er die Forderung nach finanzieller Förderung von Wasserspeicherbecken: "Wir brauchen die Förderung."

Gastvortrag vom neuen niedersächsischen CDU-Generalsekretär

Mit großer Spannung erwartet, wurde der Gastvortrag von Dr. Marco Mohrmann, dem Generalsekretär der CDU Niedersachsen und agrarpolitischen Sprecher im niedersächsischen Landtag. Unter dem Motto: “Wenn die Realität nicht zur Vorstellung passt, ist dann die Realität falsch?“, zeichnete er seine Sicht auf die Themen.

Mohrmann umriss viele Themen. Mit Blick auf den Klimawandel und die vielfältigen Naturschutzauflagen für die Landwirte stellte er fest: „Die Gesellschaft produziert seit 100 Jahren Treibhausgase und die Landwirtschaft soll es nun ausbaden.“ Natürlich kam Mohrmann auch nicht am Krieg in der Ukraine vorbei. „Die Ernährungssouveränität ist friedensrelevant. Das Nicht-Produzieren von Lebensmitteln können wir uns in Zukunft nicht mehr leisten", ist er überzeugt. Dies sei vor allem auch mit Blick auf die Tierhaltung zu bedenken, da die Zahl der Tierhalter seit Jahren von einem enormen Rückgang betroffen ist und die Supermärkte es sich nicht nehmen lassen werden, günstige Lebensmittel anzubieten. Diese würden dann wohl aus dem Ausland kommen. Deshalb müsse auch der Umbau der Tierhaltung endlich vorangehen. Mohrmann verwies auf das Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung, das unter der Führung seines Vorsitzenden Jochen Borchert, umfassende Vorschläge zum Umbau vorgelegt hat: „Borchert war die Antwort auf das Marktversagen, jetzt kommen wir nicht in Gang.“

Auch der Entwurf der EU-Kommission zur Reduktion der Pflanzenschutzmittel (SUR) kam in Mohrmanns Ausführungen zur Sprache. Unter anderem lenkte der ausgebildete Landwirt seinen Blick auf mögliche Alternativen. Wenn man uns die Pflanzenschutzmittel nehme, müsse man Alternativen technologieoffen diskutieren, forderte er. Grundsätzlich sei der Niedersächsische Weg in vielerlei Hinsicht der beste Ansatz. Und auch das kontroverse Thema Wolf griff der agrarpolitische Sprecher auf: „Wir haben keine Alternative zum Schießen des Wolfes. “ Es sei inzwischen eine politische Entscheidung, meinte der Landtagsabgeordnete: „Wir brauchen aus dem BMU die Feststellung des günstigen Erhaltungszustandes." Hier gab es Applaus.

Bei den erneuerbaren Energien warf Mohrmann einen Blick in die benachbarten Bundesländer. In Mecklenburg-Vorpommern könne man beobachten: „Die Zwangsbeteiligung der Kommunen führt zur Verhinderung von Windrädern, nicht zum Bau.“ Zum Thema WIND ergänzte der Geschäftsführer der BVNON Windkraft GmbH, Wolf Winkelmann, später einen eindringlichen Aufruf: „Wir brauchen dringend Lösungen den Strom zum Verbrauch zu bringen. Wir brauchen Leitungen.“ Da stehen auch die Grundstücksverwalter in der Verantwortung. 

Am Schluss seiner Rede kam Mohrmann nochmal auf die Ausgangsfrage zurück und bekannte: Die Politik müsse den Mut haben zu sagen: „…da haben wir falsch gelegen. Wir müssen unsere Vorstellungen als Politik anpassen und nicht anders herum.“

 

Bei den Wahlen zum Vorstand wurde Johanna Nunnemann einstimmig in Abwesenheit wiedergewählt. Nach 27 Jahren wurde Hubertus Meyer verabschiedet. Boris Erb und Carsten Hövermann dankten ihm für sein langjähriges Engagement. Sein Nachfolger ist Hannes Kruse aus Wendisch Evern. Der junge Landwirt hat sich im vergangenen Jahr bereits beim „Tag des offenen Hofes“ für die Landwirtschaft engagiert.

Engagement war auch das Thema im Schlusswort von Carsten Hövermann: „Es ist wichtig, dass wir uns alle engagieren.“ Jeder müsse das tun, was er gern mag und tun kann. In diesem Sinne wünschte er allen eine gute Frühjahrssaison.

 

Bild zur Meldung: Großes Interesse bei der Kreisversammlung Lüneburg

Fotoserien


Kreisversammlung Oerzen Lüneburg (24. 03. 2023)