Wasser, Wasser, Wasser bei der Kreisversammlung des Bauernverbandes in Dünsche

27. 02. 2023

Es herrschte großer Andrang am vergangenen Mittwoch Abend in Dünsche. Landwirte/Landwirtinnen und zahlreiche geladene Gäste aus regionaler Politik, Wirtschaft und Verwaltung, insgesamt gut 130 Personen, kamen im Gasthaus Sültemeier in Dünsche zusammen. Landtags- und Bundestagsabgeordnete ließen sich aufgrund von Sitzungswochen endschuldigen.

 

Angespannt bis optimistisch, so ließ sich der Stimmungsbogen unter den anwesenden Landwirten am ehesten beschreiben. Das wurde in zahlreichen Wortmeldungen und Redebeiträgen deutlich. Ersteres trifft definitiv auf die Tierhalter zu, insbesondere die Schweinehalter haben derzeit wenig Grund zu Zuversicht.

Der stellvertretende BVNON-Vorsitzende und Kreislandwirt Lüchow-Dannenbergs, Adolf Tebel, begrüßte die Anwesenden und übte Kritik: Er wünsche sich ein wenig Leichtigkeit von der Verwaltung anstelle von weiteren runden Tischen und Arbeitskreisen. „Vielleicht muss auch mal der eine oder andere über seinen Schatten springen und sagen: Gut, so machen wir das jetzt.“ Der Applaus der Landwirte war ihm sicher.

Tebel wies zudem eindringlich auf das wichtigste Thema des Abends hin: Wasser und vor allem Wasserrecht. Die Landwirtschaft in Lüchow-Dannenberg sei nichts ohne Wasser sowie die ländliche Region nichts ohne Landwirtschaft ist, zeichnete er das Bild.

 

Etwas dafür tun, um den Wert der Landwirtschaft zu zeigen

 

Lüchow-Dannenbergs Landrätin Dagmar Schulz griff den Ball auf. Sie sprach sich in ihrem Grußwort zunächst dafür aus, die Landwirte „wieder in die Mitte der Gesellschaft zu holen“ und sie wieder mit allen unterschiedlichen Anforderungen in den Bereichen Naturschutz, Ernährungssicherheit und Wasserwirtschaft zu verbinden. Die Anforderungen an die Ernährungssicherstellung seien nach wie vor in hohem Maße an die Landwirte zu stellen, betonte sie. Das Thema Wasser sei eines der Drängendsten, stimmte sie zu: „Wir brauchen Wasserrückhalt und wir müssen damit sofort beginnen, denn im Moment ist Wasser vorhanden.“ Neben der Wirtschaftsförderung solle es auch jemanden geben, der die Landwirtschaft berät, um Naturschutz, Wassermanagement und Landwirtschaft übergreifend zu betrachten, kündigte sie an.

 

Kartoffeln machen satt

 

Der stellvertretende Geschäftsführer des Bauernverbandes Aaron Jaschok. thematisierte neben der Pflanzenschutzreduktionsverordnung (SUR) ebenfalls das Thema Wasser und die dritte rote Gebiete Kulisse in drei Jahren, sowie deren Bedeutung für den ländlichen Raum. „Unsere Themen sind insgesamt nicht viel weiter als noch vor einigen Jahren, Namen und Kulissen änderten sich, nicht aber deren Drohkulisse den landwirtschaftlichen Betrieben gegenüber“, stellte Jaschok nüchtern fest. Im Hinblick auf die Möglichkeit, Projekte zum Wasserrückhalt über Mittel der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) zu fördern, fragte er: „Warum geht es beim Weinbau in Baden-Württemberg, aber nicht beim Kartoffelanbau in Nordostniedersachen? Wein ist zwar auch lecker, aber von Kartoffeln wird man eher satt.“

 

Landwirt Dietmar Göbel berichtete den Anwesenden spontan über neue, technische Möglichkeiten mit denen sich Wasser sparen lässt. Moderne Wetterstationen mit Regenmessern und Sensorik im Boden (Bodensonden), geben genaue Daten über Niederschlagsmengen und das Eindringen des Wassers in die einzelnen Bodenschichten. Daraus lassen sich genaue Informationen über Wasserbedarfe der Pflanzen ableiten. Diese Informationen geben die Möglichkeit, Beregnungswasser effizienter zu nutzen: “Wir können begründen, dass das Wasser, das beregnet wird nicht nur aufs Feld geschmissen wird, sondern effektiv wirkt.“

 

Landvolkpräsident macht Landwirten Mut

 

Robert Rippke, ebenfalls Mitglied im Vorstand des Bauernverbands, moderierte den Hauptredner des Abends an. Der Präsident des Landvolks Niedersachsen, Dr. Holger Hennies, war der Einladung nach Dünsche gefolgt. Dr. Hennies gab sich selbstbewusst und machte den Landwirten Mut, indem er darüber sprach, wie gut unsere heimische Landwirtschaft sei. Es gebe Erfolge, aber man schaue nur auf die Probleme, doch: „Wir wollen Lösungsanbieter sein. Nur die Landwirtschaft erfüllt ihre Klimaziele derzeit. Wir führen bei dem CO2-Fußabdruck der Milch und die klimafreundlichste Milchproduktion weltweit erfolgt in Niedersachsen.“

 „Die Weltbevölkerung kann nicht auf uns verzichten. Die Landwirtschaft ist hier konkurrenzfähig, vor allem, wenn man die Umweltauswirkungen der Produktionsauslagerung in andere, unproduktivere Regionen dieser Welt mit einbezieht“, war sich der Landvolkpräsident sicher.

Ebenso wenig kann die Landwirtschaft auf eine gute Interessenvertretung verzichten, machte Dr. Hennies in seiner Rede deutlich, und verwies auf zwei Erfolge: Die Erhöhung des Technologiebonus bei Biogasanlagen und dass der Anspruch auf Ausgleich bei den Gewässerrandstreifen in Niedersachsen nicht durch die kommende GAP-Verordnung verlorengeht. Dennoch: Jede/r einzelne müsse aktiv werden, die Abgeordneten ansprechen und auch Einwendungen schreiben.

 

Anschließend warb Gastgeber Tebel für die Kreistier- und Gewerbeschau im September in Dannenberg. Er freue sich, dass diese besondere Veranstaltung wieder stattfinden kann.

 

Gewählt wurde auch, Monika Hintze aus Dünsche wurde einstimmig für drei weitere Jahre in den Vorstand des Bauernverbandes wiedergewählt.

 

Christian Schulz aus Jabel richtete das Schlusswort an die Anwesenden und bezog sich dabei auf das Grußwort der Landrätin, die von Lüchow-Dannenberg als einer potentiellen Dürreregion gesprochen hatte. "Wenn wir hier nicht genug Wasser bekommen, dann kommen unsere Kartoffeln künftig von woanders her, zum Beispiel aus Ägypten. Dann kommen sie wirklich aus einer Dürreregion."

 

Bild zur Meldung: Wasser, Wasser, Wasser bei der Kreisversammlung des Bauernverbandes in Dünsche

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Kreisversammlung Lüchow Dannenberg 2023 (27. 02. 2023)