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Projekt FINKA: Feldtag in Damnatz mit bemerkenswerten Erkenntnissen

30. 05. 2022

Damnatz - Das Projekt FINKA (Förderung von Insekten im Ackerbau) im Bundesprogramm Biologische Vielfalt hat sich zur Aufgabe gemacht, miteinander voneinander zu lernen und zu schauen, wie Insektenschutz bessergeht: Ziel ist es, die Insektenvielfalt im Ackerbau zu fördern, die Biodiversität auf Ackerflächen zu erhöhen und eine breite Diskussion in der Landwirtschaft anzustoßen. Niedersachsenweit verzichten dafür 30 konventionell arbeitende Landwirte und Landwirtinnen auf ihren Versuchsflächen auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM), die gegen Schädlinge (Insektizide) und Unkräuter (Herbizide) eingesetzt werden. Beraten und unterstützt werden sie dabei von ökologisch arbeitenden Kolleg*innen aus ihrer Region, teilt der Bauernverband Nordostniedersachsen mit.

Knapp ein Jahr ist es her, dass auf der FINKA-Versuchsfläche von Henning Harms und seinem Sohn Ole sowie deren Projektpartner Horste Seide bei einem Feldtag auf der Versuchsfläche in Damnatz, erste Schritte beschrieben und Erkenntnisse an Interessierte weitergegeben wurden. Jetzt wurde ein solcher Fachaustausch wiederholt.

Gut 30 Landwirt*innen und Projektpartner*innen kamen, um die Versuchsflächen mit Hafer nach dem Rapsumbruch zu besichtigen und Erkenntnisse zu diskutieren. Henning Harms (Sohn Ole Harms war am Morgen spontan einer Einladung zu einer Fachdiskussion nach London gefolgt) schilderte eingangs sehr detailliert wie oft und wann auf den Flächen seit der Aussaat die Hacke bzw. der Striegel zum Einsatz kam und warum dort nun kein Raps mehr, sondern Hafer steht.

 

"Die Versuchsfläche ist mit 48 Bodenpunkten und Lehm ein Grenzstandort für den Ökolandbau“, ordnete Harmen Gehrke, ehemaliger Ackerbauberater für Ökobetriebe, später ein. „Wir unterscheiden zwischen direkten und indirekten Maßnahmen im Ökolandbau“, erklärte er. Zu den indirekten zählen weite Fruchtfolgen sowie die Sortenwahl oder auch Düngung: „Gut versorgte Böden, bedeuten gut versorgtes Unkraut.“ Grundsätzlich gelte: „Über Fruchtfolge, Fruchtwechsel, gezielte Düngung und Sortenwahl kann man einiges erreichen“. Zu den direkten Maßnahmen zählt Gehrken das Striegeln: “Zu 80% soll das Unkraut zugeschüttet werden, nur zu 20 % herausgerissen.“

„Das Striegeln im Raps war eine große Herausforderung“, betonte Henning Harms. Wir haben 65 Körner pro Quadratmeter Raps gedrillt. Vielleicht hätten wir eher sogar 75 Körner pro Quadratmeter machen müssen.“

Vier Tage nach der Aussaat erfolgte ein Blindstriegeln (Striegeln der Kultur bevor sie aufgelaufen ist) mit 4km/h. Der zweite Einsatz des Striegels erfolgte auf der Versuchsfläche im vier bis sechs-Blattstadium des Raps. „Dieses Mal mit 3km/h, das war die größte Herausforderung, denn schneller ging es nicht“, schilderte der Landwirt. „Schärfer gestriegelt, hat man den Raps massiv geschädigt. Pflanzen rausgezogen und den Bestand massiv reduziert. Schwächer gestriegelt, hat man den Fuchsschwanz zwar gekitzelt, aber nicht rausbekommen“, führte Harms aus. Der Grund dafür liege darin, dass zwischen Raps und Fuchsschwanz kein großer Unterschied in der Verwurzelung liege. Gerste oder Weizen lassen sich deutlich besser striegeln, da sie fester verwurzelt seien, erklärte er. Deshalb hätten sie am selben Tag noch gehackt, da das zweite Mal Striegeln nichts brachte“, fuhr Harms fort. Drei Wochen später wurde bereits erneut gestriegelt und gehakt, da im Herbst ist das Zeitfenster sehr klein ist, um standortgerecht, bodenangepasst und pflanzengerecht das Beikraut im empfindlichen Stadium bekämpfen zu können, erklärte er.

Auf den Betrieb übertragen, zog Henning Harms ein düsteres Fazit. „Wir haben 160 ha Kleiflächen mit Gerste, Weizen und Raps. Es wäre utopisch nur mit Striegeltechnik diese Gesamtfläche zu bearbeiten. Das wäre nicht machbar“.

Biopartner Horst Seide bestätigte: „Blindstriegeln ist eine der effektivsten Maßnahmen. Fünf bis sechs Tage nach der Aussaat sind die Beikräuter schon am Wachsen, aber noch nicht sichtbar und die Kultur ist noch nicht aufgelaufen. Dann striegelt man einmal drüber, dadurch bekommt man alle Kräuter bereits vor dem Auflaufen weg. Das ist sehr effektiv und am besten striegelt man noch ein zweites Mal blind“, so seine Schilderung.

 

Den Wert des Blindstriegelns bestätige Torben Manning, Pflanzenbauberater der Landwirtschaftskammer Niedersachsen: „Der Ackerfuchsschwanz läuft vor dem Wintergetreide auf, das Blindstriegeln muss zügig gehen“, bestätigt er. Auch auf die Aussaatzeitpunkte komme es an, das sei in vielen Versuchen deutlich geworden. Denn der Fuchsschwanz habe zudem eine Keimruhe von bis zu einer Woche, erläuterte er. Das heißt er läuft dann nicht auf, was ebenfalls berücksichtigt werden müsse. „In der Zeit bringt alles Striegeln nichts.“

Projektleiter Leen Vellenga vom Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH, stellte zudem erste niedersachsenweite Ergebnisse aus dem Projekt da. Mit Blick auf die Erträge zeigte sich, dass von den Betriebspaaren insgesamt sechs deutlich geringere Erträge hatten und fünf sogar höhere Erträge auf ihren FINKA-Versuchsflächen. Alle anderen hatte zufriedenstellende bis sehr gute Erträge, berichtete er.- Das Projekt FINKA (Förderung von Insekten im Ackerbau) im Bundesprogramm Biologische Vielfalt hat sich zur Aufgabe gemacht, miteinander voneinander zu lernen und zu schauen, wie Insektenschutz bessergeht: Ziel ist es, die Insektenvielfalt im Ackerbau zu fördern, die Biodiversität auf Ackerflächen zu erhöhen und eine breite Diskussion in der Landwirtschaft anzustoßen. Niedersachsenweit verzichten dafür 30 konventionell arbeitende Landwirte und Landwirtinnen auf ihren Versuchsflächen auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM), die gegen Schädlinge (Insektizide) und Unkräuter (Herbizide) eingesetzt werden. Beraten und unterstützt werden sie dabei von ökologisch arbeitenden Kolleg*innen aus ihrer Region, teilt der Bauernverband Nordostniedersachsen mit.

 

Bild zur Meldung: Horst Seide und Henning Harms

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FINKA-Feldtag Henning Harms 2022 (25. 05. 2022)